Kraft

Robert Kraft

(1869–1916)

Biogramm

Robert Kraft wurde am
03.10.1869 in Leipzig geboren. Sein Vater war Weinhändler. Seine Eltern wurden früh ge­schieden und er wuchs sehr einsam auf. Er besuchte das Gymnasium.
1883 versuchte er zum ersten Mal auszureißen, wurde aber schnell wieder aufge­griffen. Nach seinem zweiten Fluchtversuch, der ebenfalls scheiterte, wurde er von seinem Vater
1885 gezwungen, eine Schlosserlehre zu beginnen.
1887 begann er auf der Technischen Staatslehranstalt in Chemnitz zu studieren.
1889 machte er seinen dritten Versuch, dem verhassten Elternhaus zu entfliehen, und diesmal gelang es. Er kam von Hamburg aus zunächst nach London und dann, wenn man seinen eigenen Angaben folgen will, nach New York, von da nach Grönland, wo das Schiff unterging und er knapp gerettet wurde. Seine weiteren Stationen waren dann Kanada, San Francisco, Samoa, Australien, Kalkutta, Bombay, Afrika, Golf von Aden, Suez-Kanal. Im Juli
1890 war er in Suez. Er bekam Heuer auf einem englischen Dampfer, der von Bom­bay kommend nach Dschidda fuhr, um dort Mekka-Pilger aufzunehmen. An Bord brach die Cholera aus, das Schiff lag zwei Monate vor Suez unter Qua­rantäne und kam im Oktober
1890 in Konstantinopel an. Kraft hatte sich am Ende auch angesteckt und kam in Konstantinopel in ein deutsches Krankenhaus. Das deutsche Konsulat erfuhr von ihm und beorderte ihn zur Ableistung seines Wehrdienstes nach Wilhelms­haven. Den größten Teil seiner dreijährigen Dienstzeit verbrachte er in einem Lager für ausgemusterte Bücher aus den Schiffsbibliotheken und hatte Zeit, zu lesen.
1894 machte er einen neuen Versuch, seine Träume wahr werden zu lassen, und ging nach der Oase Fayum am Birket el Kerun am Rande der lybischen Wüste, um ein eisames Leben als Wüstenjäger zu führen. Aber nach einem halben Jahr hielt er es nicht mehr aus. Er sah nun endgültig ein, dass seine Vorstellungen vom Leben in der Realität nicht zu verwirklichen waren, dass er nur in einer Traumwelt überleben konnte. Er beschloss Schriftsteller zu werden, ging nach Leipzig, um sich mit seinem Vater auszusöhnen und, als dies scheiterte, nach London, wo er zu schreiben begann.
1895 heiratete er die Weinhändlerstochter Johanna Rehbein. Noch in London wurde seine erste Tochter geboren. Nachdem er Arbeiten bei Zeitschriften unterge­bracht hatte und beim Verlag Münchmeyer angenommen wurde, kam er
1896 nach Leipzig zurück. Jetzt gelang auch die Verständigung mit seinem Vater.
1899 wurde die zweite Tochter geboren. Er versuchte unaufhörlich, von der Kol­portage-Schreiberei loszukommen und ging
1900 erneut nach London, um neu anzufangen.
1901 Wieder versuchte er der Realität zu entkommen, ließ seine Familie zurück und kam bis an die französische Riviera, kehrte aber bald zurück. Nachdem er sei­nen Vater beerbt hatte, zog er mit seiner Familie
1902 nach Monte Carlo, kehrte
1903 nach London zurück, übersiedelte
1904 nach Deutschland, zuerst nach Klein-Zschachwitz bei Dresden, dann
1905 nach Berlin-Friedrichshagen, dann nach Bad Schandau, dann
1910 nach Dresden,
1913 wieder nach Klein-Zschachwitz und endlich
1915 nach Hamburg. Am
10.05.1916 starb er bei einem Erholungsaufenthalt in Haffkrug überraschend an einem Ma­genleiden.

 

Eine kurze Lebensbeschreibung, von ihm selbst verfasst

Nächtliches Ahnen.

„Manchmal, wenn eine Eule ruft,
Oder ein Wind geht in den Zweigen,
Oder ein Hund bellt im fernen Gehöft –
Dann muß ich schauernd lauschen und schweigen.

„Dann flieht meine Seele zurück,
Bis vor zahllos vergessnen Jahren
Der Vogel und der wehende Wind
Mir ähnlich und meine Brüder waren.

„Dann wird meine Seele ein Baum
Und ein Tier und ein Wolkenweben.
Verwandelt und fremd kehrt sie zurück
Und fragt mich. Wie soll ich ihr Antwort geben?“

*   *   *

Es ist Winternacht, früh um fünf, und schon habe ich drei fleißige Arbeitsstunden hinter mir; denn ich stehe im Sommer wie im Winter früh zwei Uhr auf. Angewohnheit.

Das Ziel meines gewöhnlichen Morgenspazierganges ist erreicht. Ich stehe auf dem Plateau des bewaldeten Stadtberges. Unter mir im Tale liegt das Städtchen, dem ich Steuern entrichte. In den winkligen Gassen spärliche Laternen; jetzt erleuchtet sich hier und da ein Fensterchen: Arbeiter, die sich zum täglichen Frondienst rüsten. Sie kennen mich nicht, ich bin ihnen ein Fremdling, vielleicht auch ein merkwürdiger Kauz – und sie ahnen nicht, wie ich jetzt meine Arme ausbreite, weil ich sie an mein Herz drücken möchte.

Es geht zurück, bergab durch den finstern Wald. Ich brauche keinen Mondschein, keine Laterne, hier kenne ich jeden Schritt. Die schneebedeckten Tannen träumen im Winterschlaf, ich träume mit ihnen.

Nun noch eine Anzahl in den Felsen gehauene Stufen hinab, schon zu meinem Revier gehörend, und ich stehe vor der kleinen, burgähnlichen Villa, die sich auf halber Höhe des Berges erhebt.

Freudig springt mir ein Wolfsspitz entgegen, ein prächtiger Schäferhund, schmiegt seinen klugen Kopf an mich, würdevoll erhebt sich ein riesiger Bernhardiner, um ebenfalls den zurückkehrenden Herrn zu begrüßen. Hunde sind der einzige Luxus, den ich mir erlaube. Aber stumm müssen sie sein.

Sie bleiben zurück, um Haus und Herrn zu bewachen. Nachdem ich mich in einem Vorraum der Stiefel und des Mantels entledigt habe, steige ich zum Turmzimmer empor. Es ist eine enge, niedrige Kammer, enthält nur einen Kachelofen, einen alten Großvaterstuhl und einen großen Schreibtisch. Außerdem ziehen sich durch das Zimmer noch mehrere Drähte.

Auf dem Schreibtisch steht eine Schreibmaschine, über deren Walze Papier ohne Ende läuft, das sich durch eine einfache Vorrichtung auch selbsttätig wieder aufrollt. Darüber hängt eine Lampe von besonderer Konstruktion.

Ich setze mich, den Rücken gegen den wohlgeheizten Ofen, verstelle die Lampe, so daß ein ganz kleiner Blendstrahl nur gerade dorthin aufs Papier fällt, wo beim Schreiben auf der Maschine die letzte Schrift zu Vorschein kommt. Sonst ist das Zimmer vollständig dunkel, auch ich sitze so gut wie im Finstern.

Einige Minuten der Sammlung. Dann ziehe ich an einem Drahte. Und da rollt im Hintergrunde ein Vorhang weg, und da liegt, von gelbem Lichte umflossen, eine ungeheure Sphinx, die mich mit rotglühenden Augen anblickt.

Tatsächlich, es scheint ein riesenhaftes Ungeheuer zu sein! Das ist natürlich nur eine perspektivische Täuschung. In Wirklichkeit ist es eine spannenlange Steinfigur mit roten Glasaugen, die sich in einem an der wand angebrachten Kasten befindet, sie wird von einem versteckten Lämpchen erleuchtet, und durch Drähte kann ich, ohne vom Schreibtisch aufstehen zu müssen, das Ganze hin und her rücken, bis die Täuschung der Perspektive eine vollständige ist.

Für mich ist es eine ungeheure Sphinx, welche dort in weiter, weiter Ferne liegt und mir dennoch handgreiflich nahe. Unverwandt blicke ich sie an, wie sie mich. Und die rotglühenden Augen bohren sich in mein Hirn und brennen mir bis ins Herz. Und dann fangen diese rotglühenden Augen auch zu sprechen an. Unbewußt legen sich meine Finger auf die Tasten der Schreibmaschine. Und so, immer starr in die rotfunkelnden Augen der Sphinx blickend, beginne ich zu schreiben. Stunde um Stunde.

Was ich schreibe? Ich weiß es selbst nicht. Ich schreibe ganz unbewußt. Aber wenn ich es hinterher lese, so hat alles, wie man sagt, Hand und Fuß. So entstehen meine Romane, mit denen ich seit vierzehn Jahren das Publikum unterhalte.

Ich bin ein Trance-Schreiber.

Ich bin ein lebendiger Zeuge dafür, daß es Dinge gibt zwischen Himmel und Erde, von denen sich unsre Schulweisheit nichts träumen läßt!

*   *   *

„Wie sind Sie eigentlich Schriftsteller geworden? Ist es denn wahr, daß Sie nur Arbeiter, nur Matrose gewesen sind? Ja, wie ist denn das nur möglich?! Sie müssen doch eine höhere Schule besucht haben! Woher schöpfen Sie denn nur die Stoffe zu Ihren Romanen? Und daß Sie dieses ungeheure Quantum von Gedankenarbeit mit eigner Hand niederschreiben, das ist ja kaum glaubhaft! Wie machen Sie denn das nur?“

So und anders werde ich gefragt, wenn mich einmal jemand fassen kann. Und ich? Gewöhnlich drehe ich dem Frager den Rücken, entsprechende Briefe beantworte ich nicht. Ich bin ein rücksichtsloser Mensch.

So denken jene, welche davon getroffen werden.

Ach, was soll ich ihnen denn antworten?! Ich weiß es ja selbst nicht. Ich möchte ja so gern sprechen, und ich kann doch nicht!

Ich bin ja mir selbst ein Rätsel, wie jeder andre Mensch mir ein geheimnisvolles Rätsel ist, nur die Seele könnte mir Auskunft geben, und die fragt mich erst wieder …

„… Verwandelt und fremd kehrt sie zurück
Und fragt mich    Wie soll ich ihr Antwort geben?“

*   *   *

Nun gut, ich will einmal von mir sprechen, zum ersten Male!

Auf Nebensachen lasse ich mich dabei nicht ein. Wenn ich einen Mann bewundre, der mich durch seine Leistungen erfreut, was kümmert’s mich, wann und wo er geboren ist, wer seine Eltern gewesen sind, und was für eine Schule er besucht hat, oder gar, ob er zum Frühstück Kaffee oder Tee trinkt! Es gibt Menschen, die das alles wissen wollen. Ich finde das lächerlich. Für mich gilt nur das Innere, das Gemüt, die Seele.

Ich war ein merkwürdiges Kind. Nicht etwa mit besonderen Fähigkeiten ausgestattet. Durchaus nicht. Einsam, menschenscheu, träumerisch, schüchtern – und dann wieder wild bis zum Exzeß.

Diese Doppelnatur äußerte sich auch schon in meinem Aussehen. Ich hatte ein Mädchengesicht, eine schmächtige, sogar schwächliche Gestalt – und dabei war ich immer der beste Turner und Schwimmer, und wenn ich jemals etwas verachtet habe, so war es Feigheit. So etwas wie „ausreißen“ gab es bei mir nicht. Habe deshalb von der Übermacht viel Prügel bekommen.

Das sind Äußerlichkeiten, die man einem Menschen ansehen kann. Wie es in mir beschaffen war, wußte niemand. Niemand ahnte, wie tief, tief unglücklich ich war.

Wirklich, solange ich mich noch zurückentsinnen kann, bis ins vierte und sogar dritte Lebensjahr, fühlte ich mich unglücklich. Weshalb, wußte ich nicht. Heute weiß ich es, doch mein Mund vermag es nicht auszusprechen, da fehlen mir die Worte.

Als ich mich später auszubilden begann, mich mit Büchern versah, noch als Matrose an Bord des Schiffes, hatte ich einmal für eine Reise Goethes Werke mitgenommen.

 

Was für einen gewaltigen, was für einen furchtbaren Eindruck Goethes Faust auf mich gemacht hat, kann ich gar nicht schildern. Ich habe Tag und Nacht geweint. Aber jubelnd! Wie eine Erlösung überkam es mich plötzlich, die ganze Welt hatte sich mit einem Male vor meinen Augen verändert.

Und da läßt Goethe seinen Faust, in jener Szene, wie der lebensmüde Mann durch das Geläute der Osterglocken abgehalten wird, den Giftbecher zu leeren, unter anderm sagen, seiner frühen Jugendzeit gedenkend:

*   *   *

„Ein unbegreiflich holdes Sehnen
Trieb mich, durch Wald und Wiesen hinzugehn,
Und unter tausend heißen Tränen
Ließ ich mir eine Welt entstehn.“

*   *   *

Da, das war ich selbst!!

Doch sagt Faust, weshalb denn als Kind die tausend heißen Tränen? Nein, dieses Warum konnte auch ein Goethe nicht in Worten ausdrücken. Wolle man es also nicht von mir verlangen.

Kurz, ich war unglücklich, unsagbar unglücklich, schon als kleines Kind.

Wozu bin ich denn eigentlich auf der Welt?

Daß ich mir diese Frage schon im vierten Jahre vorlegte, weiß ich noch ganz genau. Die Spiele meiner Altersgenossen fand ich läppisch, läppisch auch alles das, was uns da der Lehrer vorschwatzte. Wozu das alles? Wozu brauche ich das zu wissen? Einmal muß ich ja doch sterben. Ob es wirklich einen Himmel gibt? Und was soll ich denn im Himmel? Nein, es gibt ja gar keinen Himmel. Das macht uns der Lehrer nur vor, am Biertisch spricht er ganz anders, der glaubt an gar nichts, ebenso wie der Pastor, der Vater hat`s ja gesagt. Wenn der Mensch stirbt, ist er eben tot, wird begraben und von den Würmern gefressen. Ja, weshalb soll ich mich denn da mit den Schularbeiten abplagen? Da ist es doch besser, man fährt gleich ab.

In meinem zehnten Jahre vergiftete ich mich mit Arsenik. Ohne Grund, ohne Vergehen, ohne Strafe fürchten zu müssen. Ich hatte die ganze Geschichte satt bis zum Ueberdruß.

Ich wurde gerettet. Aber mein Charakter änderte sich nicht.

Die hervorstechende Eigenschaft dieses meines Charakters war … eine trotzige Verachtung. Eine Verachtung ganz besondrer Art. Einen Menschen habe ich nie verachtet, nicht verachten können. Hierbei will ich gleich noch etwas andres sagen: Haß, Neid, Eifersucht und dergleichen habe ich nie gekannt. Ich find nicht, daß ich mich deshalb rühme. Ich bin nie ein Tugendbold gewesen, war vielmehr ein wilder Kerl, habe dann ein ausschweifendes leben geführt. Jene Empfindungen gehen mir eben ganz ab. Darin sehe ich also nicht etwa eine Tugend. Ebensowenig wie in einem stark entwickelten Mitgefühl.

Mein Herz und mein Geldbeutel haben noch jedem offengestanden, der sich mir hilfsbedürftig näherte, ohne zu fragen, ob er es verdiene oder nicht. Ich muß den niederträchtigsten Verbrecher bemitleiden, ich kann nicht anders. Wiederum habe ich genug Menschen ins Jenseits befördert, ohne daß sich deswegen mein Gewissen beschwert fühlte.

Meine Verachtung schon als Kind erstreckte sich gegen das Leben und alles, was andre in diesem Leben begehrenswert finden. Ein artiges Kind erstrebt das Lob des Lehrers. Ich stellte mich in der Schule dümmer, als ich war, weil ich das Lob des Lehrers verachtete. Tatsache! Ich schwieg oft mit Absicht, machte mit Absicht Fehler. Wenn man müde ist, begehrt man das Bett, womöglich ein recht weiches. Ich legte mich mit Vorliebe neben dem Bett auf den Fußboden nieder, weniger im Sommer, da ist das keine besondre Kunst, sondern im kalten Winter. Mein Butterbrot vertauschte ich in der Schule regelmäßig mit dem trocknen eines andern, nicht etwa aus Mitleid, sondern aus einem undefinierbaren Trotz, aus Verachtung gegen die Butter. – „Habe ich ja gar nicht nötig!“

Und das trieb ich bis ins kleinste. Mit Raffinement suchte ich alles aus, wogegen ich meine Verachtung zeigen konnte. Dazu kam noch ein eigentümliches Schamgefühl, welches ich erst recht nicht definieren konnte.

Ich erwähne nur, daß ich mich ganz furchtbar schämte, zum ersten Male mit einem neuen Anzuge ausgehen zu müssen, und wenn ich neue Stiefel bekam oder die alten neu besohlt wurden, dann trat ich erst schnell in eine Pfütze, damit nur ja niemand die neuen, weißen Sohlen sehen möchte.

Daß ich mich meiner spartanischen Enthaltsamkeit nicht rühmte, ist dann ganz selbstverständlich. Ja, ich erzog mich selbst, wie ein Spartaner seinen Sohn, ohne etwas von der lykurgischen Gesetzgebung gehört zu haben.

Hiervon nur ein Beispiel: Es war im Dezember. Um zwölf kam ich aus der Schule, schnell nach Hause, das Essen hinuntergeschlungen, den Ranzen wieder auf den Rücken geschnallt, und nun fort im Dauerlauf nach dem nahen Walde und weiter bis an ein eine Meile weit entferntes Ziel; dort die Kleider herabgerissen und in einem Flusse zwischen Eisschollen ein Bad genommen, wieder angezogen und die Meile zurückgerannt; um zwei Uhr saß ich wieder auf der Schulbank, unschuldig wie immer.

„Na, Kraft, du altes Traumbuch, wovon träumst du denn wieder!“ schnauzte mich dann der Lehrer an. „Das Mittagsschläfchen war wohl zu kurz, was?“

Und als ich verschüchtert zur Seite blickte – ach, wie mir da das Herz vor unnennbarem Stolz schwoll!

„Ha, wenn du Schulmeisterlein wüßtest, was ich in diesen zwei Mittagsstunden geleistet habe!!“

Versteht der geneigte Leser? Ich bin sicher, daß es genug gibt, welche mich verstehen werden:

Das waren dann solche Augenblicke, wo ich durch ein unfaßbares Schicksal zum Trübsinn verdammtes Kind die seligste, stolzeste Freude empfand. Und jetzt, da ich dies schreibe, weine ich.

Der schottische Philosoph Thomas Carlyle, den ich als einen der größten Geister verehre, hat den neun Seligpreisungen der Bergpredigt noch eine zehnte hinzugegesetzt: Selig sind die Unbekannten.

Und er hat recht. Ich hab`s erfaßt, schon als Kind! — — —

„Junge, was willst du denn einmal werden?“

„Gar nischt!“ lautete meine regelmäßige Antwort.

Und ich sehe noch, in meinem dreizehnten Jahre, meinen braven Vater, mit dem Rücken gegen den Ofen lehnen, wie er kopfschüttelnd zu mir sagte:

„Robert, Robert, um dich habe ich schwere Sorge, wie du dich einmal durchs Leben schlagen sollst!“

Und ich schmächtiges Bürschchen stand da, verschüchtert wie immer, stumm.

Ach, hätte mein Vater mir im Herzen lesen können, was für Pläne ich da hegte! Er hätte aber auch andre Ursachen zum Schreck oder Zorn gehabt. Nämlich, wie ich den guten, alten Mann im Innern meines Herzens auslachte!

Eines Tages rückte ich doch heraus. Ich wollte zur See. Unsinn, gab’s nicht! Ich sollte Schlosser werden, Techniker. Na, mich konnte doch nicht etwa jemand halten. Auf nach Hamburg! Zweimal brachte mich die Polizei zurück, dann gelang es, ich kroch in den Kielraum eines englischen Schiffes, kam erst auf hoher See wieder zum Vorschein. Hierauf wurden die Angelegenheiten des verlorenen Sohnes geordnet. Weg mit ihm!

Ja, erst ein unverbesserlicher Träumer, ein Narr, und dann ein verlorener Sohn!

Was wollte ich? Nicht eigentlich Seemann werden.

Ich suchte in unbewußtem Drange das Glück – jenes Glück, welches hinter den unbekannten Bergen wohnt.

Nun, ich habe diese Berge entdeckt, habe das Glück gefunden.

Ja, ich jauchze es hinaus in alle Welt: ich, ich habe das ewigdauernde Glück gefunden!! Ich bin glücklich von jetzt an bis in alle Ewigkeit, für mich gibt es keine Sorge, keinen Kummer, keine Krankheit, keinen Tod mehr!!

Sind das vermessene Worte? Oder solche des Wahnsinns? Nicht für den, der das weiß, was ich weiß. Und ich weiß, daß es Tausende von Menschen gibt, welche dasselbe wissen. Auch zu ihren Füßen liegt die von ihnen bezwungne Welt. Aber … selig sind die Unbekannten! — — — —

Doch so schnell ging das nicht. Ehe ich die Berge entdeckte, hinter denen das Glück wohnt, mußte mich die ewige Vorsehung durch die ganze Welt jagen und mich dabei tüchtig abschütteln, es war unbedingt nötig.

Es ist hier nicht der Platz, von meinen Erlebnissen zu sprechen. Ich habe alles durchgemacht, was ich später als Volksschriftsteller brauchte: den fürchterlichsten Schiffbruch, wie ein Jugendschriftsteller sich ihn gar nicht aus den Fingern saugen kann, habe um mich herum innerhalb von vierzehn Tagen mehr als tausend Menschen an der Pest und Ruhr sterbensehen; habe in Amerika gemauert und in Australien gezimmert; ich bin von Kalkutta nach Bombay zu Fuß gelaufen und habe in Südafrika die achtspännige Post gefahren; habe auf einem Kabelleger im Mittelmeer getaucht und in Asien Kamele getrieben; habe an der nordamerikanischen Küste gepascht und bin im sudanesischen Feldzuge gewesen; habe wegen Mordverdachtes in einer unterirdischen Kerkerzelle gesessen und mit Fürsten und Milliardären an einem Tische (um nicht der Renommage beschuldigt zu werden: am Spieltisch von Monte Carlo.)

Um dies alles durchzumachen, brauchte ich nur sieben Jahre. Denn nur immer rasch, rasch – weiter, weiter durch die Welt! Ich suchte ja das Glück … ohne es vorläufig zu finden.

Als ich einundzwanzig Jahre alt war, stellte ich mich in Konstantinopel dem deutschen Konsul wegen der Militärpflicht. Ich hatte es nicht nötig, hatte keine Heimat mehr, auch mein Gewissen drängte mich nicht dazu, aber … ein Ausreißen hat es bei mir eben nie gegeben.

Ich kam nach Wilhelmshaven zur Marine, Matrosendivision, wurde mit den Waffen ausgebildet, auch einige Monate an Bord. Vormachen konnte man mir ja nichts. Aber gefallen hat’s mir auch nicht. Ich sah mich immer nach einem sogenannten „Bontjen“ um, nach einer selbstständigen Stellung.

Einmal wurde vor der Front gefragt, wer gut und richtig schreiben könne. Von den Vortretenden wurde ich auserwählt. Das war eigentlich auch nichts für mich, aber erst einmal weg von den andern!

Ich kam auf das Zahlmeisteramt. Gleich in den ersten tagen entdeckte ich – durch Zufall, will ich sagen – einen Rechenfehler, nach dem das ganze Bureau schon seit Wochen suchte. Der erste Zahlmeister nahm mich vor, ich mußte ihm etwas von meinen Erlebnissen erzählen, dann stellte er recht merkwürdige Fragen an mich, forschte so nach, wes Geistes Kind ich sei. Und ich glaube, der alte Herr durchschaute mich.

„Ae, das ist ja nischt für Sie, kommen Sie mal mit.“

Und er sperrte mich in den Bodenraum der Kaserne, wohin die ausrangierten Bücher aus den Schiffsbibliotheken kamen. Da sollte ich Staub wischen.

„Aber Sie brauchen sich dabei kein Bein auszureißen:“

Unter diesen Tausenden von alten Schwarten habe ich einsam meine ganze dreijährige Dienstzeit verbracht. Früh hinein und abends hinaus. Konnte aber, wenn ich wollte, auch nachts drin bleiben. Frei von allem, brauchte nichts mitzumachen. Ob sich der erste Zahlmeister für mich verwendet hat, weiß ich nicht; um mich gekümmert hat er sich nicht mehr.

Die Schiffsbibliotheken sind nur für die Offiziere bestimmt. Alle Klassiker, die beste Belletristik, auch alle Philosophen waren vertreten. Und das habe ich so ziemlich alles durchgeschmökert, von früh bis abends, auch manche Nacht durch bei der Lampe.

Mit Ausnahme der drei Sommermonate. Da mußte ich als Schwimmlehrer fungieren, hatte mich dazu gemeldet. Ich war nun einmal eine geborne Wasserratte.

Hierbei will ich dem Leser doch ein Mittel angeben, wie er die Wahrheit dieser Angaben prüfen kann.

Wilhelmshaven liegt am Jadebusen, an der schmalsten Stelle acht Kilometer breit, mit äußerst reißender Ebbe- und Flutströmung. Diesen Busen zu durchschwimmen ist ständig der Ehrgeiz von guten Schwimmern der Marine gewesen. Schon viele Matrosen und andre hatten es versucht, aber alle mußten aufgeben oder sind, wenn sie kein Begleitboot bei sich hatten, ins Meer hinausgetrieben worden ertrunken.

Nur einem Offizier ist es gelungen, aber zwischen zwei Booten und bei Ebbe, und in den Köpfen der ganzen Garnison spukte der stolze Traum, daß es bei der viel gefährlicheren Flut und ohne Begleitboot geschehen müsse.

In meinem letzten Dienstjahre erbot ich mich zu dem Versuche. Nachdem ich mich eine Woche lang in der Schwimmschule trainiert hatte, täglich zwei Stunden mit voller Kleidung und Seestiefeln geschwommen war, trat ich die Schwimmfahrt an und durchschwamm die Jade an der breitesten Stelle bei Flut in vier Stunden zehn Minuten am 16.August 1893. Der Bericht hierüber kam am andern Tag in die Wilhelmshavener Zeitung, und das haben kurz darauf wohl alle andern deutschen Zeitungen abgedruckt, und das um so mehr, weil man deswegen noch andre Geschichten mit mir machte, die ich hier aber nicht erwähnen will.

Ich führe das nur deshalb an, weil man mir die Wahrheit nachprüfen kann, in den Zeitungen wird man es finden, so um den 20. August herum des Jahres 1893, etwa im Leipziger Tageblatt, wo ich es zufällig gelesen zu haben mich erinnere. — —

Noch einmal zwischen meine Bücher zurück, dann war meine Dienstzeit beendet.

Wohin nun? Mein Entschluß war gefaßt. Jetzt glaubte ich zu wissen, wo ich das Glück finden könnte. Denn zwischen den alten Schwarten war mir dies nicht etwa gelungen. Nach wie vor war ich ein unglücklicher Mensch, ohne zu wissen, warum. Nur bemerke ich noch, daß ich durch das viele Lesen nicht etwa auf den Gedanken gekommen war, selbst zu schriftstellern. Keine Ahnung. Ich hatte noch nicht einmal daran gedacht, meine Erlebnisse niederzuschreiben.

Frei sei, absolute Einsamkeit, mich ernähren können, ohne irgendeinen andern Menschen nötig zu haben! Das war es, was ich wünschte, worin ich meinen dunklen Drang nach Glück befriedigen zu können glaubte.

Wer kann so leben? Der Bauer; mehr noch der Hirt; immer noch mehr der Jäger.

Ich wollte freier Jäger werden, der sich nur von seiner Büchse ernährt. Gejagt hatte ich schon viel, in allen Weltteilen. So auch einmal in der ägyptischen Oase Fayum, an dem großen Salzsee Birket el kerun; dort hatte ich einmal einer Treibjagd auf Hyänen beigewohnt, dort hielt ich das einsamste Jägerleben für möglich, dorthin wollte ich wieder, für immer.

Und ich führte es aus. Ich arbeitete mich als Matrose nach Port Said, fuhr nach Kairo, hier kaufte ich mir einen ledernen Jagdanzug, einen guten Vorderlader mit Munition und Kugelzange, wanderte nach der Oase Fayum, deren Stadt Medinet heißt. Die Oase ist sehr groß, ernährt gegen 20000 Menschen, ist aber dennoch eine echte Oase, mitten in der lybischen Wüste gelegen. Vier Stunden von ihren äußersten Grenzen entfernt liegt der Birket el kerun, der alte Mörissee, jetzt versalzt, aber in der Mitte hat er eine süße Quelle, indem er unterirdisch mit dem Nile in Verbindung steht. So verirren sich immer Nilfische in das Salzwasser, sterben, werden an die Ufer geworfen, infolgedessen ist es der Sammelpunkt aller Hyänen, Schakale, Füchse und andern raubgesindels der Umgegend. Ferner halten sich in dem Mimosengestrüpp viele hasen und Wildschweine auf, und in dem Schilfe wimmelt es von Wasservögeln aller Art. In den See ergießt sich ein ausdauerndes Flüßchen mit trinkbarem Wasser, an das des Nachts auch Gazellen zur Tränke kommen.

An diesem Wüstensee, der ja auch in meinen Romanen öfter eine Rolle spielt, dachte ich Jüngling mein Leben zu beenden.

In Medinet fand ich noch den deutschen Ingenieur vor, dessen Bekanntschaft ich schon vor Jahren gemacht hatte. Ihm offenbarte ich meine Absicht.

„Na, wenn Sie wollen, sie komischer Kauz, meinetwegen,“ lachte er und erbot sich, der Abnehmer meiner Jagdbeute zu sein.

Denn ab und zu würde ich doch etwas brauchen. Ich mußte doch Pulver und Blei ergänzen. Gut, ich solle ihm nur recht viele Hasen und Wildschweinköpfe bringen, und für jedes Fuchsfell würde er mir, damit ich Einsiedler mich nicht lange erst mit Juden herumzustreiten brauche, einen Schilling, eine Mark zahlen.

Hierbei bemerke ich gleich, daß ich während des halben Jahres, das ich an dem See verbracht habe, nicht ein einziges Mal wieder nach Medinet gekommen bin.

Also ich marschierte ab. Und nun ging das Leben eines Wüstenjägers los. Doch ich habe nie mehr geschossen, als ich zu des Leibes Notdurft brauchte.

Des Abends wickelte ich mich in meine Decke und legte mich zum Schlafen dahin, wo ich zuletzt gerade gestanden hatte, und am Tage bummelte ich herum, streckte mich in den Sand, ließ mich von der Sonne braten, saß am Ufer und träumte.

Das habe ich so ein halbes Jahr lang getrieben. Und in dieser furchtbaren Einsamkeit vollzog sich meine seelische Umwandlung, wodurch ich endlich fand, was ich sonst auch hier vergeblich suchte: das Glück, welches nichts weiter ist, als die Erkenntnis seiner selbst.

Ich schicke voraus, daß ich nie krank gewesen, nicht nervös bin. Hinter mir kann man eine Kanone abschießen – stört mich gar nicht. Aber seltsame Zustände habe ich doch schon gehabt, bereits als kleines Kind.

Genauer schildern kann ich diese Zustände nicht. Sie waren wie Lichtblitze, die mir manchmal durch den Kopf zuckten, wenn ich etwas Neues sah oder hörte oder erlebte.

„Herrgott, das hast du doch schon einmal gesehen, gehört, schon einmal erlebt!!“ Am stärksten hatte ich solch einen Eindruck, als ich zum ersten Male den Hafen von Neapel und den Vesuv erblickte.

„Kennst du ja alles schon!“

Man könnte einwenden, daß ich dann eben diese Gegend schon einmal bildlich, auf einem Gemälde gesehen hätte. Nicht daß ich wüßte! Dann müßte die Erinnerung doch auch länger nachhalten. Aber das ist eben nur wie ein Zuckblitz; mit größter Bestimmtheit sagt man sich: das hast du schon gesehen, hier bist du schon einmal gewesen – und dann ist diese ganz undefinierbare Empfindung wieder vorbei. Außerdem habe ich sie noch heute, wo es ganz ausgeschlossen ist, daß ich derartiges schon früher gesehen, gehört oder erlebt hätte, und ich habe sogar sehr viele Männer und Frauen kennen gelernt, welche genau solche Zuckblitze der Erinnerung an etwas schon früher Erlebtes haben, und sie finden das um so unerklärlicher, je weniger sie an eine Wiedergeburt glauben können.

Denn hier will ich es frei aussprechen. Ich glaube an eine Wiedergeburt. Mehr aber will ich auch nicht darüber sagen. Denn das kann man ja gar nicht lehren – das muß erlebt werden.

Doch was ich früher nur manchmal in erleuchteten Nachtstunden ahnte, das ist mir heute zur Gewißheit geworden, das ist mir so klar, wie zweimal zwei vier ist. Höchstens will ich noch hinzufügen, daß es eben eine allweise und allgütige Vorsehung ist, welche dafür gesorgt hat, daß sich der Mensch nicht all seiner früheren Lebensperioden und nicht einmal des zuletzt vorangegangenen Lebenslaufes erinnern kann. Wir würden uns jedenfalls vor uns selbst entsetzen, und das umso mehr, je weiter wir zurückblicken könnten. Nur hin und wieder ist ein Riß in dem Schleier, durch den wir einen Blick bekommen – das sind dann solche Momente, und ich glaube bestimmt, daß es keinen geistig gut veranlagten Menschen gibt, einen wirklichen Menschen – wer nichts weiter im Kopfe hat als Fressen, Saufen und das Geschäft der Fortpflanzung, der ist für mich kein Mensch – der nicht ebensolche Zuckblitze der Rückerinnerung hat.

Im Schlafe, im Traume wird sich die Seele noch viel mehr mit ihren frühern Inkarnationen beschäftigen, als im Wachen: das zeigen schon die uns manchmal unbegreiflichen Traumbilder, aber auch die Rückerinnerung an den Traum ist ja nur eine ganz beschränkte.

Außer diesen Zuckblitzen der Erinnerung kommt dann also ein länger anhaltendes Ahnen hinzu, was ich ebenfalls schon als Kind gehabt habe, in der Nacht, später auf einsamer Nachtwache an Bord, am meisten im nächtlichen Walde.

Die eingangs angeführten Verse schildern dieses schauerliche Ahnen. Ich bemerke hierbei ausdrücklich, daß dieses Gedicht nicht von mir ist. Ich las es vor etwa zwei Jahren in einer Zeitschrift, behielt es sofort wohl wortgetreu im Gedächtnisse, eben weil es mich so furchtbar packte. Das drückte alles aus, was mich so oft bewegt hatte, jede Zeile sprach aus meinem Herzen, schöner und treffender hätte ich meine eignen Empfindungen nicht in Worte kleiden können. Aber den Namen des Verfassers, falls dieser angegeben war, habe ich vergessen, weiß nicht einmal, was für eine Zeitschrift es gewesen ist. So bitte ich den Verfasser dieses Gedichtes, wenn er dies zu Gesicht bekommt oder von dem Nachdrucke hört, sich durch den herausgebenden Verlag an mich wenden zu wollen.

In Fayum nun, in der halbjährigen Wüsteneinsamkeit, kam bei mir zum Durchbruch, was schon längst in meiner Brust geschlummert hatte, und was wohl die meiste Schuld an meinem unglücklichen Trübsinn gehabt haben mochte.

Die einzelnen Entwicklungsperioden, wie es nach und nach kam, kann ich nicht schildern. Kurz, ich wurde immer sensitiver, empfindsamer, was aber durchaus nicht mit nervös verwechselt werden darf. Für mich bekam alles Leben, ich hörte alles sprechen. Mit dem nächtlichen Bellen der Füchse und Lachen der Hyänen fing es an. Ich verstand plötzlich diese Raubtierstimmen. Sie sprachen zu mir, erzählten mir Geschichten. Freilich, was sie mir erzählten, das kann ich nicht wiedergeben, dafür hat die menschliche Sprache keine Worte. Aber ich verstand die Tiere ganz deutlich. Soll ich es durchaus ausdrücken, so hörte ich sie etwa klagen: Ach wären wir doch erst so weit wie du, wären wir doch erst Menschen! Töte uns, töte uns, töte uns – wir flehen dich an, töte uns – obgleich wir uns doch so vor dem Tode fürchten! Und ich begann mich zu fürchten, Nicht etwa vor den Zähnen der Raubtiere! Die Hyäne fällt keinen Menschen an, das ist Fabel. Aber ich entsetzte mich davor, wie ich diese Tierstimmen immer deutlicher verstand, und dann kam auch noch etwas andres hinzu. Ich fühlte förmlich wie mein Inneres, meine Seele aus mir heraustrat. Ich selbst wurde zum Fuchse, zur Hyäne, mußte durch die Wüste streifen und Aas aufsuchen . . . . . .

Doch das kann ich nicht schildern. Jedenfalls war es entsetzlich. Nacht für Nacht lag ich zähneklappernd da und mußte die Tierstimmen mir verständlich sprechen hören, klagend erzählten sie mir ihre Geschichten, und ich fühlte wie sich meine Haare sträubten. Dabei aber dachte ich gar nicht daran, diese einsame Gegend zu verlassen, mich wieder unter Menschen zu begeben. Im Gegenteile, der Gedanke, wieder unter Menschen zu kommen, war mir noch viel entsetzlicher, als je zuvor.

Und dann fing das auch am hellichten Tage an. Alles begann zu sprechen. Der rieselnde Sand, das murmelnde Wasser, der in den Mimosenflüsternde Wind – alles erzählte mir Geschichten, und ich verstand sie. Und die sprachen im Gegensatze zu den nächtlichen Tierstimmen tröstend zu mir.

Und dann vor allen Dingen die Sonne! Besonders beim Aufgange! O, wie sonst soll man solch einen Sonnenaufgang in der Wüste schildern? Auch der Pinsel des gottbegnadetsten Künstlers kann das ja nur ganz stümperhaft wiedergeben. Wenn der feurige Ball seine Ankunft meldet, wenn er dann am Horizonte heraufrollt – diese Lichter, dieses Farbenspiel!!

Und für mich kam noch etwas andres hinzu. Auch die Sonne begann für mich zu sprechen. Ich hatte schon einmal etwas von Sphärenmusik gehört, ohne zu wissen, was man darunter verstehen solle. Jetzt hörte ich sie. Ganz deutlich. Erst kam ein vibrierender Ton, dann ein Akkord, daraus wurde Musik, und dann kamen Stimmen hinzu, die ich ganz klar vernahm.

Was mir die Sonne erzählte? Ja, das soll man nun sagen! Etwas von einer Liebesseligkeit, welche das ganze Weltall umfaßt und durchdringt. Mag das genügen.

Ja, ich verstand diese Musik und diesen Gesang ganz deutlich. Und ich warf mich in den Sand, weinte, weinte – Tränen der Erlösung, eines jubelnden Glückes. Und das ging Tag für Tag so, und jeder Sonnenaufgang entschädigte mich für alle Schrecken der Nacht, und dann beobachtete ich stundenlang die Sandspinne, wie sie Körnchen an Körnchen reihte, zum schützenden Walle um die Eingangsröhre zu ihrem Neste, und meine Seele ging aus und verschmolz mit dieser Spinne, erkennend, daß wir beide ein und dieselbe Schöpfung waren, und meine Seele floß über von einer überirdischen Liebe – bis mich der Hunger daran erinnerte, daß ich ein irdisches Wesen sei.

Das schlimmste war, daß ich kein Tier mehr töten konnte. Das heißt, schießen konnte ich den Vogel wohl noch, ihn dann aber nicht essen. Oder nur erst schnell den Kopf ab, daß ich die gebrochnen Augen nicht sehen mußte, die gleich wieder zu sprechen anfingen.

Hierbei bemerke ich, daß ich deshalb kein Vegetarier geworden bin. Meine innre Stimme, der ich vertraue, sagt mir, daß die eßbaren Tiere dazu da sind, um vom Menschen gegessen zu werden. Das ist ihre Bestimmung, und ohne diese Benutzung wäre der Mensch eben kein Mensch geworden, hätte sich nicht die Erde erobert. Wenn ich aber jetzt das Tier, welches ich essen will, erst töten müßte, dann würde ich kein Fleisch mehr genießen. Meinetwegen braucht kein Tier getötet zu werden. Nur, weil es doch schon einmal tot ist, esse ich davon. – Es ist hierbei ein großer Widerspruch, ich weiß es, aber er beirrt mich nicht.

So verging ein halbes Jahr. Ich fühlte, ahnte, daß sich in meinem Innern eine gewaltige Umwälzung vorbereitete. Und so sollte es denn auch kommen.

Hier am Birket el kerun haben die beiden ältesten Pyramiden gestanden, von denen aber nur noch Schutthäufen vorhanden sind, hier war auch das ungeheure Labyrinth, nicht das des Minotaurus, sondern eben das ägyptische, noch viel größer als jenes.

Nach gefundnen Inschriften wurde sein Bau von dem König Amenemhet III. begonnen, von den Griechen Möris genannt, 2100 vor Christi Geburt. Es soll 3000 Gemächer enthalten haben, zum Teil unterirdisch angelegt, in denen die Sarkophage mit den Mumien der Könige, der Priester, ägyptischer Helden und der heiligen Krokodile aufbewahrt wurden.

Die Grundmauern dieses Labyrinthes sind hier und da noch deutlich zu erkennen. Ich habe viel im Sande herumgepaddelt, aber nichts gefunden. Zwischen diesen Andeutungen von Ruinen hat in neuerer Zeit ein arabisches Dorf gestanden, das aber auch schon wieder in Trümmer gegangen ist. Nur einzelne Brutöfen haben dem Zahne der Zeit getrotzt.

Der Brutofen ist eine bei jedem arabischen Dorfe bekannte Erscheinung. Es ist ein rundes, oben offenes Türmchen von anderthalb bis zwei Meter Höhe, mit einem Meter Durchmesser. Die Lehmwände sind mit Löchern durchbrochen. Die Hühnereier werden auf innen angebrachte Bretter gelegt, der Ofen wird von außen angeheizt. Das besorgen aber nicht die Dorfeinwohner selbst, sondern das ist die Profession gewisser Familien, die von Dorf zu Dorf ziehen, darin eine wunderbare Erfahrung haben, so daß sie z. B. Kein Thermometer brauchen, sondern die nötige Wärme, die sehr genau reguliert werden muß, nur durch anlegen der Zungenspitze an die Ofenmauer und an die Eier bestimmen.

Der Brutofen ist für jedes Dorf ein unerläßliches Bedürfnis, weil – auch wieder so ein Rätsel, welches sich nicht einfach nach der Darwinschen Theorie erklären läßt – die in Ägypten einheimischen Hühner überhaupt nicht brüten, sie haben es infolge der einmal eingeführten künstlichen Brütung im Laufe der Jahrhunderte oder Jahrtausende verlernt, dieser Trieb ist ihnen ganz abhanden gekommen.

Eines Morgens sah ich auf solch einem Brutofen einen großen Geier sitzen. Er zeigte wenig Scheu vor mir.

Die Aasgeier sind ja in dem schmutzigen ägypten die billigsten Sanitätsbeamten, welche allen Unrat entfernen; früher wurden sie deswegen heilig gehalten, jetzt werden sie deswegen noch immer geschont, und bei einem Dorfe darf man noch heute keinen Geier schießen, da kann man leicht von den Fellahbauern gesteinigt werden.

Da kam es mir vor, als ob der Geier um den einen Fuß einen Ring habe. Jene Ingenieur hatte mir erzählt, daß vor vielen Jahren einmal gefangne junge Geier mit Fußringen mit eingraviertem Datum e. c. versehen worden waren, aus wissenschaftlichen Gründen, um über die Lebensfähigkeit und den Verbreitungsbezirk dieser Vögel Auskunft zu erhalten. Er hatte mir auch gesagt, wohin diese Ringe zu schicken seien, es stand wohl auf diesen.

Ich erwähne im voraus, daß es kein solcher Ring war, sondern nur ein Auswuchs. Aber ich hielt es für einen Ring.

So schoß ich den Geier. Er stürzte in den Ofen hinein. Ich hinaufgeklettert! Unten auf dem Boden lag der regungslose Vogel. Ohne mich an der Wand festzuhalten, sprang ich hinab und – brach durch. Ein Schlag vor den Kopf, das Feuer spritzte mir aus den Augen – und da sah ich eine riesenhafte Sphinx liegen, so groß wie die bei Giseh, aber mit rotglühenden Augen, die sie unverwandt auf mich geheftet hatte.

Und die Sphinx begann zu erzählen. Ihren Mund bewegte sie nicht dabei, es waren die Augen, welche sprachen, und doch vernahm ich Worte. Dabei verwandelte sich fortwährend ihre Umgebung. Es ging zu wie in einem mechanischen Theater. Die Wüste verwandelte sich in Wald, Dörfer und Städte entstanden und verschwanden wieder, Schiffchen schwammen hin und her, Rudergaleeren wie Dampfer, Männchen zogen vorüber, ganze Bataillone, in Rüstungen und in modernen Uniformen, Schlachten wurden geliefert, mit Lanzen, Pfeil und Bogen wie mit Kanonen, und so ging es fort und fort, und die Augen der Sphinx erzählten mir immer, was das das alles zu bedeuten habe, viel hunderttausend Jahre lang.

Ja, ungezählte Hunderttausende von Jahren habe ich hier in dieser unterirdischen Kammer des uralten Labyrinths von Möris gelegen und habe gelauscht, was mir die ägyptische Sphinx erzählte, der dieses Labyrinth geweiht gewesen war. Sie hat mir vom ersten Anfange der Menschheit an erzählt bis hinauf zur Neuzeit, alles durch lebendige Bilder erläuternd.

Endlich erwachte ich. Wie lange ich bewußtlos gelegen hatte, wußte ich nicht. Hunderttausend Jahre jedenfalls nicht. Da hätte ich mehr Hunger gehabt. Vielleicht eine Stunde. Oder auch nur fünf Minuten. Mir war es sehr dumm im Kopfe. An die Sphinx erinnerte ich mich; die rotglühenden Augen brannten mir noch wie Feuer im Herzen; auch der wunderlichen Bilderchen entsann ich mich noch, aber schon undeutlich, und was sie mir alles vorgeschwatzt, das war in meinem Gedächtnisse usgelöscht.

Ueber mir war die dicke Lehmdecke zerbrochen, durch die Öffnung schaute die Sonne herein. Das sah ja gut hier unten aus! Lauter Menschenknochen, überall grinsende Totenschädel, und dieses Knochenlager erstreckte sich noch viel weiter nach hinten.

Vor allen Dingen aber sah ich neben mir eine kleine Figur liegen, eine spannenlange Sphinx, aus einem gelben Stein, als Augen rote, glitzernde Steinchen eingesetzt, Granaten oder Rubine, vielleicht auch nur Glas. Ich weiß heute noch nicht, was für Steine es sind, es ist mir auch ganz gleichgültig.

Nun war ja ganz klar, wie jener merkwürdige Traum entstanden war. Noch während des Sturzes hatte ich diese kleine Figur mit den roten Augen erblickt, und nachher im Traume war sie mir als riesenhafte Sphinx erschienen, hatte mir da etwas vorgegaukelt, wie es eben im Traume geschieht.

Ganz einfach, nicht wahr? Wir klugen Menschen müssen ja für alles gleich eine Erklärung haben.

Zunächst aber wieder hinauf an die Oberfläche der Erde! Mir ward hier unten ganz unheimlich zumute. Nicht wegen der Gerippe! Das hatte für mich wenig zu sagen, sondern … ich weiß nicht, was mir das Herz so klopfen machte. Ich hatte irgend etwas Ungeheuerliches, Geheimnisvolles erlebt, was sonst nicht für einen irdischen Menschen bestimmt ist!

Doch wie wieder hinaufkommen? Der Ofen war ziemlich zwei Meter hoch gewesen. Von hier unten hatte ich bis an den Mauerrand vier Meter.

Es gab nur ein Mittel. Ich häufte die Knochen zusammen, immer höher, Schenkelknochen und Arme und Schädel, ich kratzte und schaufelte, mußte sie immer weiter von hinten hervorschleppen, wobei ich es hauptsächlich auf Köpfe abgesehen hatte, weil diese den Hügel am schnellsten wachsen ließen. Eine andre Rarität fand ich bei dieser Arbeit nicht, weder Schmucksachen noch weitre solche Figuren. Uebrigens achtete ich wenig darauf. Nur fort von hier!

Als ich die Knochenpyramide für hoch genug hielt und sie zum ersten Male bestieg, brach ich mit ihr zusammen, mußte unter den Knochen hervorkrabbeln.

Also noch einmal begonnen, diesmal solider gebaut. Und da konnte ich den Rand der Mauer fassen, schwang mich hinauf, meine draußen liegende Büchse aufgerafft und … stehenden Fußes, ohne mich noch einmal umzublicken, nach Medinet el Fayum marschiert!

Hier dürfte der Leser fragen: Hast du denn nicht die Steinfigur mit den blitzenden Augen eingesteckt?

Das fragte ich mich auch, nämlich warum ich die nicht mitgenommen hatte. Bis ich einmal in die Hosentasche griff. Da war sie drin. Ich glaubte, ich hätte sie bei der Arbeit unter den Knochen verpaddelt, hatte sie aber schon vorher unbewußt in die Tasche gesteckt.

Zurück blickte ich also nicht, wohl aber einmal an mir hinab, und da gewahrte ich zum ersten Male, was in diesem halben Jahre aus mir geworden war, ich brauchte keinen Spiegel.

O Gott, o Gott, wie ich aussah! Starrend vor Blut und Dreck, das wilde Haar bis auf die Schultern fallend, am Kinn einzelne lange haare, mein erster Flaum.

Entsetzlich! Erst jetzt kam mir zum Bewußtsein, daß ich hier, wenigstens äußerlich, auf das Niveau einer sich von Aas nährenden Hyäne gesunken war.

Doch das war es eigentlich nicht, was mich mit einem Male so mit Macht nach der Oasenstadt zurücktrieb. Ich wollte wieder ein Mensch unter Menschen sein, konnte plötzlich gar nicht begreifen, wie ich es hier ein halbes Jahr hatte aushalten können.

In der Nacht schlich ich mich durch die Gassen von Medinet. Alle Hunde heulend hinter mir her. Herr Grothe, jener Ingenieur, entsetzte sich vor mir, wollte zuerst gar nicht glauben, daß ich es wirklich sei.

„Nun besehen Sie sich bloß mal im Spiegel!“

Ich hatte tatsächlich ein ganz andres Gesicht bekommen.

Geld hatte ich noch. Am andern Tag verwandelte ich mich wieder in einen zivilisierten Menschen. Ingenieur Grothe hatte die Kanalisation der Oase unter sich, wollte mich anstellen, ich schlug es ab. Mein Entschluß war schon gefaßt, wenn auch erst unklar.

Ich fuhr nach Alexandrien, nahm Dienste auf einem Dampfer, der nach London ging.

Ja, London, das war gerade ein günstiges Gebiet für meine zukünftige Tätigkeit, und jetzt ward mein Plan auch deutlicher.

In jener ausrangierten Bibliothek hatte ich auch die Werke und die Biographie des holländischen Philosophen Spinoza gelesen, und ganz mächtig hatte mir imponiert, wie dieser Mann einer großen Erbschaft entsagte und alle Freundeshilfe zurückwies, um ganz frei und unabhängig leben zu können, wenn auch nur in einer erbärmlichen Dachkammer, sich die zu seinem Leben notwendige Hafergrütze durch Schleifen optischer Gläser verdienend.

Das wollte auch ich! Unter Menschen, und dennoch ganz einsam, in der Nähe einer großen Bibliothek. Gläser schleifen konnte ich nicht, aber da fand sich schon etwas andres. Ich kannte London bereits sehr gut, hatte eine schlechte Zeit dort durchgemacht: wegen eines allgemeinen Streikes gingen keine Schiffe, auch sonstige Arbeit fand sich nicht. Hatte tüchtig gehungert.

Dann fand ich Unterkunft bei einem Manne, welcher Adressen schrieb und sonstige schriftliche Sachen machte. Das konnte ich auch, konnte Englisch schreiben, und in England gibt es keine Anmeldung und dergleichen, da fällt kein Sonderling auf – London ist eben London.

Diese meine letzte Seereise als Matrose war mir eine Qual, wie ich sie noch gar nicht empfunden hatte. Ich paßte eben nicht mehr unter dieses Schiffsvolk.

Als ich in London abmusterte, hatte ich noch sechs Pfund Sterling in der Tasche. Ich suchte einen mir bekannten deutschen Kaufmann auf, der nebenbei unter Seeleuten christliche Mission trieb. Jawohl, er könne mir schriftliche Hausarbeit geben. Mehr als zwei Schilling pro Tag würde ich freilich dabei nicht verdienen. O, das genügte für mich vollkommen! Und dann müsse ich noch einige Tage warten.

Gut, ich mietete mir eine heizbare Dachkammer, richtig neben einer großen Volksbibliothek. Aber in diese kam ich gar nicht hinein. Mir behagte es in meiner Kammer. Was sollte ich inzwischen machen? Tinte, Feder und Papier hatte ich mir schon gekauft.

„Warum schreibst du nicht einmal deine Erlebnisse nieder?“

Zum allerersten Male tauchte plötzlich dieser Gedanke in mir auf.

Gut, kann gemacht werden! Papier hergenommen!

Ja, aber wo anfangen? Ich marterte mein Hirn, fraß den halben Federhalter dabei auf, und es wollte kein Anfang kommen.

Vielleicht meine Wanderung durch Vorderindien?

Aber immer wieder erst einen Anfang!

Na, los einmal!

„Es war im . . . . . “

Da plötzlich bildete sich vor meinen Augen, d. h., vor meinen geistigen Augen, die ich gegenwärtig oben auf dem beim Schreiben gesenkten Kopfe hatte, eine gelbe Masse, sie dehnte und streckte sich, nahm die Form einer riesenhaften Sphinx an, die mich mit rotglühenden Augen anblickte, und diese Augen brannten sich mir ins Herz!

Und ich schrieb, und ich schrieb, ohne zu wissen, was ich schrieb, Seite füllte sich nach Seite – bei einem Aufblicken bemerkte ich, daß ich schon die Lampe angebrannt hatte, ohne eine Ahnung davon zu haben – und ich schrieb, bis ich den Schluß machte.

Und was war es? Meine Wanderung von Kalkutta nach Bombay hatte ich beschreiben wollen und statt dessen war daraus eine Novelle geworden, ein Liebesidyll in der Dschungel, wie ein englischer Offizier eine Bramahnentochter heiratet usw.

Na, ich war nicht weniger baff, als meine Angehörigen in Deutschland, da sie zum ersten Male meinen Namen unter einem Zeitungsromane lasen.

So war ich plötzlich Schriftsteller geworden. Ich schrieb weiter, immer hypnotisiert von den Augen der Sphinx, die jetzt vor mir auf dem Tische stand, die ich aber gar nicht anzusehen brauchte. Sechs Stunden schlief ich, achtzehn Stunden schrieb ich. Das Essen wurde nur so nebenbei hinuntergeschlungen.

Der Kaufmann fragte an, ob ich jetzt die schriftlichen Arbeiten übernehmen wolle: Ich lehnte ab. Ich mußte schreiben, was mir die Augen der Sphinx diktierten, immer wieder andre Erzählungen, Novellen, ganze Romane. Mein Geld wurde knapp, und ich schrieb unbekümmert weiter.

Was auf diese Weise noch daraus geworden wäre, weiß ich nicht. Das Schicksal griff wieder einmal ein.

Meine Dachstube wurde von einer deutschen Familie vermietet, bei der auch ein deutscher Kolporteur wohnte, ein ehemaliger Oberlehrer, ein verkommnes Genie. Das aber wußte ich damals noch gar nicht.

Eines Abends trat er bei mir ein, wollte meine Feuerzange geborgt haben.

„Was machen Sie denn da? Sie schriftstellern wohl gar?“

Verschämt wollte ich die Manuskripte verbergen, aber der alkoholduftende Mann ließ sich nicht abweisen.

„Das ist recht gut. An wen schicken Sie denn Ihre Sachen? Haben Sie gute Verbindungen?“

Schicken? An Zeitungen? An Verleger? An so etwas hatte ich ja noch gar nicht gedacht! Ich schrieb, weil ich schreiben mußte, mußte, mußte!!! Der kolportierende Oberlehrer nahm die Sache in die Hand, expedierte, obgleich ich mich zuerst sogar wehrte. Nur an erste deutsche illustrierte Zeitschriften.

Nach acht Tagen erhielt ich aus Stuttgart für die Dschungelgeschichte die ersten 200 Mark. Und nun ging es Schlag auf Schlag. Und wenn ich einige Zeit nichts mehr von mir hören ließ, fragten die Zeitungen an, ob sie nicht bald wieder etwas von meiner 'wertgeschätzten' Feder erwarten dürften. Nach drei Wochen mußte ich die Expedition allein übernehmen, denn der Herr Oberlehrer war tot; er hatte sich für mein Geld schnellstens unter die Erde gesoffen.

Ich verdiente viel Geld, sehr viel. Oder um gleich deutlicher zu sein: auf tausend Mark im Monat kam ich immer. Aber meiner Dachkammer blieb ich treu.

Am Abend ging ich aus, durch die Straßen, vor die Asyle und Herbergen, wo die noch standen, welche keinen Einlaß mehr fanden oder den nötigen Penny nicht besaßen, dort teilte ich aus und war nicht eher zufrieden, als bis ich selbst den letzten Schilling losgeworden. Morgen kam es ja wieder ein. Daß ich mich deswegen nicht rühme, das weiß ein jeder, der mich kennt. Sonst wäre ja auch mein Lohn dahin gewesen. Aber ich fand meinen Lohn. Ich tat es ja nur, weil es mir selbst Freude bereitete. Es war mein einziges Glück.

Ach, war das eine köstliche Zeit damals in der Londoner Dachkammer! War ich ein glücklicher Mensch!!

*   *   *

Dann ging ich nach Deutschland und nach reiflicher Ueberlegung zum Volksromane über.

Wie ich meine Romane schreibe, habe ich eingangs geschildert.

Doch man darf mich nicht mißverstehen. Nicht etwa, daß ich ein spiritistisches Medium bin, dem ein Geist oder die Sphinx diktiert. Nein, es ist meine eigene Phantasie, und ohne meine eignen Erlebnisse und Erfahrungen wäre dies alles gar nicht möglich, meine ganze Entwicklung war dazu nötig.

Allerdings ist Seltsames genug dabei. Früher habe ich mich in den Pausen und bei nächtlicher Weile immer abgequält, wie ich denn nun die Fortsetzung gestalten sollte, wie sich dies und jenes noch entwickeln möchte.

Bald aber erkannte ich, daß diese Sorge gar nicht nötig ist. Ganz unvorbereitet setze ich mich an die Schreibmaschine, blicke in die Augen der Sphinx, oder kann auch meine Augen schließen, sehe sie dennoch, nehme den letzten Gedanken auf - die andern kommen ganz von selbst, der Roman wickelt sich ab wie meine Papierrolle. Und habe ich einmal eine Fortsetzung, einen ganzen Roman im Entwurf schon aufgestellt, so zeigt sich dann, daß alles ganz, ganz anders kommt, und zwar immer viel besser, als ich geplant hatte.

Schließlich gibt es für dieses unbewußte Schreiben, wenn man durchaus will, eine ganz einfache Erklärung.

Es ist nicht anders als mit den Träumen. Wir können den Inhalt unserer Träume doch ebenfalls nicht bestimmen. Bei mir ist es ein Träumen im wachen Zustand. Oder doch im halbwachen. Denn ganz wach bin ich nicht. Während des Schreibens weiß ich absolut nicht, was um mich her vorgeht, und wenn ich aufhöre, weiß ich nicht, ob ich fünf Stunden oder fünf Minuten geschrieben habe.

Ja, es ist nichts weiter als eine Art von Träumen, dessen inhaltliche Ausgestaltung ich nur mehr in Gewalt habe, so daß sich die Bilder nicht verzerren, und die Sphinx dient mir bloß zur bessern Erzeugung dieses Traumzustandes. Was sonst damit zusammenhängt, wie ich zu der Sphinx gekommen bin, davon wollen wir nicht mehr sprechen.

Ich bin mit Absicht Volksschriftsteller geworden. Ich weiß, was ich will, wer ich bin, und was ich tue. Meine Romane sind keine epochemachenden Erzeugnisse in der Literatur. Ich schreibe zur Unterhaltung des Volkes.

Ich bin Arbeiter gewesen, bin es noch heute, will nichts andres sein. Man muß nur immer recht und billig denken. Ich tanze nicht, habe niemals Gefallen daran gefunden; aber ganz fern liegt mir, deshalb das Tanzen verurteilen zu wollen. Im Gegenteile, ich freue mich über fröhlich tanzende Menschen.

Ich achte den Schuster, der mir gute Stiefel macht, genau so hoch, wie den Dichter, der mich durch ein Theaterstück ergötzt, und wie den Fürsten, der sein Land und Volk nach bester Einsicht regiert, und ich ziehe vor meiner Waschfrau, die mir auf der Straße Gutentag wünscht, genau so höflich den Hut, wie vor der Frau Geheimrat. So seid auch ihr recht und billig, laßt meine Romane nach des Tages Arbeit lesen, wem sie gefallen, sie dienen zur Unterhaltung, und wem sie nicht gefallen, der kritisiere sie nicht! — — —

Und nun, lieber Leser, und du, liebe Leserin, die ihr Interesse daran habt – nehmt hin das Beste, was ich euch geben kann, was sie mir erzählen, die Augen der Sphinx.

Robert Kraft.


Robert Kraft. Eine kurze Lebensbeschreibung, von ihm selbst verfasst.
Mit einem Begleitwort von Johannes Jühling.
[Als Einleitung zu dem Romanwerk Die Augen der Sphinx erschienen.]
Dresden-Niedersedlitz, Verlag H. G. Münchmeyer, o. J. [1922/23]
 

Beurteilung

… Der literarische Werdegang Robert Krafts – von der Kolportage wieder zur Kolportage – ist symptomatisch für die Misere der deutschsprachigen Abenteuerliteratur, die, von weni­gen Ausnahmen abgesehen, selten außerhalb des Kolportagebetriebs oder der Jugendlitera­tur Fuß fassen konnte.
Mit weit mehr Erzähltalent, epischer Begabung und persönlicher Abenteuererfahrung als Karl May ausgestattet, gelang es Kraft nicht, sich auf die Dauer ein breites bürgerliches Publikum und die Unterstützung der literarischen Kritik zu sichern. … Albert Klein:
Die Krise des Unterhaltungsromans im 19. Jahrhundert.
Ein Beitrag zu Theorie und Geschichte der ästhetisch geringwertigen Literatur.
Bonn, Bouvier, 1969.
… Dauernder Produktionszwang und stetige Unsicherheit, dabei die gescheiterten Versuche, aus dem Mahlwerk der Kolportage herauszukommen, zerstörten Kraft körperlich und see­lisch. Seine letzten Romane sind nicht einmal mehr ein blasser Abglanz einiger guter Kol­portageromane in seinen ersten fünfzehn Schaffensjahren, die es wert sind, wiederentdeckt zu werden. Kraft ist das Musterbeispiel für einen Schriftsteller, der versuchte, gute Kolpor­tage zu schreiben, aber durch den Kolportagebetrieb und den Produktionsdruck immer wieder daran gehindert wurde. … Bernd Steinbrink:
Abenteuerliteratur des 19. Jahrhunderts in Deutschland.
Studien zu einer vernachlässigten Gattung.
Tübingen, Max Niemeyer Verlag, 1983.
 

Auswahlbibliografie

Da von Thomas Braatz eine hervorragende, umfassende und farbig bebilderte Bibliographie aller Buch- und und Heftausgaben existiert, wäre der Versuch, hier eine weitere Biblio­graphie zu erstellen, obsolet:

Braatz

Thomas Braatz: Robert Kraft (1869–1916)
Umfassende, reich illustrierte Bibliographie zum 100. Todestag
3. und letzte Druckfassung.
Leipzig & Wien, Edition Braatz & Mayrhofer, Oktober 2016.
Leinwand mit dreifarbiger Prägung (inklusive Goldprägung);
8º (21,8 × 16,6 cm); 1031 (3) Seiten.

Die nachfolgende Auswahlbibliografie kann als winziger Ausschnitt aus dem Braatz’schen Verzeichnis nur einen kleinen Eindruck von der Vielfalt der Kraft-Editionen vermitteln:

Braatz 5.1.1

Vestalinnen-1 Lfg.-Titel

Die Vestalinnen, oder Eine Reise um die Erde.
Abenteuer zu Wasser und zu Lande. Erzählt nach eigenen Erlebnissen von Robert Kraft.
Dresden, H. G. Münchmeyer, o. J. [1895]

103 Lieferungen; 8°; 4116 S.; mit 103 Frontispizen

Vestalinnen Broschur-Titelblatt Vestalinnen Fronispiz

Braatz 5.2.2 Band 1

Vestalinnen-1

Die Vestalinnen.
Eine Reise um die Erde. Abenteuer zu Wasser und zu Lande. Erzählt nach eigenen Erlebnissen von Robert Kraft. Band I. Illustrierte Ausgabe.
Niedersedlitz Dresden, H. G. Münchmeyer, o. J. [1908]

Broschiert oder in Leinwand gebunden; 8°; 790 S.; mit zahlreichen Textillustra­tionen nach Adolf Wald

Braatz 5.3 Band 5

Vestalinnen-5

Die Vestalinnen.
Eine Reise um die Erde. Abenteuer zu Wasser und zu Lande. Erzählt nach eigenen Erlebnissen von Robert Kraft. Band V. Illustrierte Ausgabe.
Niedersedlitz Dresden, H. G. Münchmeyer, o. J. [1922]

Kartoniert; 8°; 899 S.; mit zahlreichen Textillustrationen nach Adolf Wald

Braatz 50.3.2

Moderner Lederstrumpf

Ein moderner Lederstrumpf.
Erzählung von Robert Kraft · Mit Illustrationen von C Arriens · Zweite Auflage
Freiburg im Breisbau, Friedrich Ernst Fehsenfeld, o. J. [1904]

Broschiert oder in Leinen gebunden; 8°; 456 S.; 30 Textillustrationen nach C[arl] Arriens

Braatz 55.1 Band 01

Nobody-1 Titelei

Detektiv Nobody’s Erlebnisse und Reiseabenteuer.
Nach seinen Tagebüchern bearbeitet von Robert Kraft. I. Band.
Dresden-Niedersedlitz, H. G. Münchmeyer, o. J. [1904]

I. Serie. Lieferung 1–10 oder broschiert oder in Leinen gebunden; 8°; 592 S.; Frontispiz (Porträt Robert Kraft), 69 Textillustrationen.

Rote Leinwand mit goldgeprägter Deckelvignette (Sphinx), Deckeltitel und Rückentitel auf hell­blau­em Grund. Mit blauem Schnitt.

Nobody-1 Seite 15 Nobody-1 Seite 45 Nobody-1 Seite 52

Braatz 55.1 Band 05

Nobody-5 Einband

Detektiv Nobody’s Erlebnisse und Reiseabenteuer.
Nach seinen Tagebüchern bearbeitet von Robert Kraft. V. Band.
Dresden-Niedersedlitz, H. G. Münchmeyer, o. J. [1905]

I. Serie. Lieferung 39–50 oder broschiert oder in Leinen gebunden; 8°; 691 S.; 54 Textillustrationen.

Rote Leinwand mit goldgeprägter Deckelvignette (Sphinx), Deckeltitel und Rückentitel auf hell­blau­em Grund. Mit blauem Schnitt.

Braatz 55.1 Band 05

Nobody-9 Einband

Detektiv Nobody’s Erlebnisse und Reiseabenteuer.
Von Robert Kraft. IX. Band.
Dresden-Niedersedlitz, H. G. Münchmeyer, o. J. [1906]

II. Serie. Lieferung 22–32 oder broschiert oder in Leinen gebunden; 8°; 636 S.; 31 Textillustrationen.

Späte Aufbindung, vermutlich um 1914:
Grau kartoniert (broschiert) mit Titel auf rotem Grund. Hier Untertitel abweichend:
Dreißig Jahre im Dienste einer amerikanischen Weltzeitung. Nach Seinen Tagebüchern bearbeitet von Robert Kraft.

Braatz 57.3.1

Flottenkalender

Auf der Kommandobrücke.
In: Illustrierter Deutscher Flotten-Kalender für 1913 · 13. Jahrgang.
Minden in Westfalen, Wilhelm-Köhler-Verlag, 1913 [vielmehr: 1912]

Leinwand oder kartoniert; 8°; S. 199–200, 202–204.

Braatz 58.3

Seezigeuner

Wir Seezigeuner.
Von Robert Kraft. I. [bis] V. Band. Illustrierte Ausgabe.
Niedersedlitz-Dresden, H. G. Münchmeyer, o. J. [1920]

5 Bände graue Leinwand mit farbiger Deckelillustration; 8°; 600 S., 670 S., 640 S., 656 S., 760 S.; mit 162 Textillustrationen nach Adolf Wald.

Braatz 61.2.3

Garden-Hall

Die Rätsel von Garden Hall
Von Robert Kraft.
Niedersedlitz-Dresden, H. G. Münchmeyer, o. J. [1922]

Kartoniert oder Leinwand; 8°; 212 S.; mit 7 Textillustra­tionen nach Adolf Wald.



[Umschlagtitel abweichend:]
Die Rätsel von Garden-Hall · Kriminal-Roman von Robert Kraft.

Braatz 62.3.1

Wildschützen

Die Wildschützen vom Kilimandscharo
Abenteuer-Roman von Robert Kraft
Dresden-Niedersedlitz, H. G. Münchmeyer, o. J. [1924]
Schwarze Halbleinwand mit Deckelillustration und Rückenvergoldung; 8°; 420 S.; mit 19 Textillustra­tionen nach Adolf Wald.

Braatz 63.2 4. Band

Sphinx-4 Einband

Der Herr der Lüfte.
Von Robert Kraft.
(= Die Augen der Sphinx · Gesammelte Erzählungen · Vierter Band)
Dresden-Niedersedlitz, H. G. Münchmeyer, o. J. [1910]
8°; 423 S.; mit 16 Textillustra­tionen nach Adolf Wald.

Angebunden:
Das Hohelied der Liebe.
(= Die Augen der Sphinx · Gesammelte Erzählungen · Fünfter Band)
Dresden-Niedersedlitz, H. G. Münchmeyer, o. J. [1910]
8°; 424 S.

Zwei Teile in einem Band. Grüne oder olivgrüne Leinwand mit Rotschnitt
(= Gesammelte Reise- und Abenteuer-Romane · Sechste Serie · Band 4 u. 5)

Braatz 63.3

Sphinx-4 Einband

Der Herr der Lüfte.
Phantastischer Roman von Robert Kraft.
Dresden-Niedersedlitz, H. G. Münchmeyer, o. J. [1924]
Schwarze Halbleinwand mit Deckelillustration und Rückenvergoldung; 8°; 423 S.; mit 16 Textillustra­tionen nach Adolf Wald.

Braatz 65.3

Nihilit Einband

Die Nihilit-Expedition.
Von Robert Kraft.
Dresden-Niedersedlitz, H. G. Münchmeyer, o. J. [1924]
Kartoniert oder Schwarze Halbleinwand mit Deckelillustration und Rückenvergoldung; 8°; 272 S.; mit 11 Textillustra­tionen nach Adolf Wald.

Braatz 68.2 2. Band

Graf-2 Einband

Der Graf von Saint-Germain.
Roman von Robert Kraft. II. Band. Illustrierte Ausgabe.
(= Gesammelte Reise- und Abenteuer-Romane · Siebente Serie · Band 2)
Dresden-Niedersedlitz, H. G. Münchmeyer, o. J. [1910]

Grüne oder olivgrüne Leinwand mit Rotschnitt; 8°; 766 S.; mit 27 Textillustra­tionen.

Braatz 69.3.2

Wenn ich König wär

Wenn ich König wäre
Roman von Robert Kraft Mit vielen Textbildern von Adolf Wald
Dresden-Niedersedlitz, H. G. Münchmeyer, o. J. [1924]

Broschiert oder kartoniert; 8°; 252 S.; mit 13 Textillustra­tionen nach Adolf Wald.

Braatz 72.3.2

Aeroplan SU

Im Aeoroplan um die Erde
Roman von Robert Kraft. Mit vielen Textbildern von Adolf Wald
Dresden-Niedersedlitz, H. G. Münchmeyer, o. J. [1924]

Broschiert oder kartoniert; 8°; 461 S.; mit 12 Textillustra­tionen nach Adolf Wald.

Braatz 74.2.1

Flottenkalender

Das Seegespenst.
In: Illustrierter Deutscher Flotten-Kalender für 1913 · 13. Jahrgang.
Minden in Westfalen, Wilhelm-Köhler-Verlag, 1913 [vielmehr: 1912]

Leinwand oder kartoniert; 8°; S. 49–60.

Braatz 79.2

Gauklerschiff-1 Einband

Das Gauklerschiff.
Die Irrfahrten der Argonauten. Lieferungs-Roman von Robert Kraft.
Mügeln (Bez. Dresden), Mitteldeutscher Verlagsanstalt, o. J. [1918]

In 60 Lieferungen zu je 64 Seiten oder in 6 Bänden (Halbleinwand) mit Titelei im ersten Band; 8°; 3840 S.; mit 60 Frontispizen und 121 Textillustrationen.

Halbleinenausgabe (hier: Band 1) um 1919.

Braatz 84.4.2

Das zwweite Gesicht

Das zweite Gesicht
oder Die Verfolgung rund um die Erde. · Roman von Robert Kraft.
Heidenau-Nord, Verlagshaus Freya, o. J. [1924]

In 46 Lieferungen zu je 64 Seiten oder in 5 Bänden (Broschur oder Halblein­wand); 8°; 2943 S.; mit 46 Frontispizen und 57 Textillustrationen.

Braatz 94.1

Untersee-Teufel

Untersee-Teufel
Phantastischer Roman von Knut Larsen [d. i. Robert Kraft].
Radebeul bei Dresden und Leipzig, Haupt & Hammon Verlagsbuchhandlung, o. J. [1918]

Halbleinwand mit Schutzumschlag; 8°; 349 S..

Braatz 95.1

Loke Klingsor Lfg 28

Loke Klingsor
Der Mann mit den Teufelsaugen · Roman von Robert Kraft.
Heidenau 1 bei Dresden, Verlagshaus Freya, o. J. [1927]

In 60 Lieferungen zu je 64 Seiten oder in 6 Bänden (Broschur oder Halblein­wand); 8°; 3840 S. (oder je 640 Seiten); mit 60 Frontispizen nach O. Peter und 180 Textillustrationen.

 

Robert Kraft in Schweden

Die nachfolgenden bibliografischen Informationen und Abbildungen wurden freund­li­cher­wei­se von Peter Richter zur Verfügung gestellt:

Vestalerna

Vestalerna
eller En Verldsomsegeling · Äfventyr från Land och Haf af Robert Kraft.
Stockholm, A.-B. Svanbäcks Boktrykkeri, 1898
8º; 1200 Seiten, 6 Illustrationen.

Nobody Ti

Nobody
En furstesons detektivbragder och reseäfventyr. Efter Hans Egna dagböcker beårbetade af Robert Kraft. Med öfver 100 illustrationer af C. Schuberth.
Stockholm, Fröléen & Comp., 1908
Farbig illustrierte Leinwand; 8º; 927 Seiten (oder 29 Lieferungshefte)

 
Nobody EBd Nobody EBh Nobody Lieferung 2 Nobody Lieferung 4 Nobody Werbung
Vesta

Amor och Vesta
eller En spännande kappsegling världen rundt, af R. K-t.
Stockholm, Bokförlags-Aktiebolaget Norden, o. J. [1911]
Blaue Leinwand mit Blind- und Goldprägung;
8º (21 × 14 cm); 1200 Seiten; 7 Illustrationen
(im Einzelnen:).
— Illustriertes Titelblatt
— Seite (33; Beginn von Bogen 3): Ombord på Amor
— Seite (65; Beginn von Bogen 5): "Hvad är det för ett fartyg?"
— Seite (97; Beginn von Bogen 7): Förbama er öfver mig.
— Seite (129; Beginn von Bogen 9): Lasson susade genom luften.
— Seite (161; Beginn von Bogen 11): Locksade i fällan, har jag eder.
— Seite (193; Beginn von Bogen 13): "Fischer nedkastades med fruktansvärd våldsamhet".

Luftens herre
Roman af Robert Kraft
(= Der Herr der Lüfte)
Stockholm, Weijmers bokförlag, 1911
8º; 390 Seiten; mit 37 Illustrationen von C. Schuberth. (oder 17 Lieferungshefte)

Titelei

På lif och död ofvan molnen
Roman af Robert Kraft
(= Auf Leben und Tod über den Wolken = Titelauflage von „Luftens herre“)
Stockholm, Hansen, 1911
8º; 390 Seiten; mit 37 Illustrationen von C. Schuberth.

Wolken rot Wolken changierend Wolken blau
Diamanten Titelblatt

Diamantstölderna i Transvaal
Nobodys Bragder och Äventyr af Robert Kraft
(= Diamantendiebe in Transvaal – Nobodys Taten und Abenteuer)
Stockholm, Fröleén & Comp., 1916
Farbig illustrierte Halbleinwand; 8º; 137 Seiten
[= Auszug aus der Ausgabe von 1908 ohne Illustrationen]

Einband rot Einband blau
 

Robert Kraft im Osmanischen Reich

Die nachfolgenden bibliografischen Informationen und Abbildungen wurden freund­li­cher­wei­se von Peter Richter zur Verfügung gestellt. Die Übersetzungen stammen von M. Adamovic (Göttingen).

Atalanta-U
Atalanta-T

Altun Göli
kuvvet ve mehāret-i vedenīyesiyle servet ve iḳtidārıyla iştihār ėdüb cihānı ḥayretῙereġarḳ eden [Atālānta] nām Amrīḳālı kızin̄ vüḳū ʻāt-i ẖafīye-i ẖāriḳu ʻl‑ʻādesini muṣavvir fevhḳa ʻl-ʻāde merāḳlı ve esrār-engīz rōmān.
[Ein geheimnisvoller und äußerst amüsanter Roman, der die Erlebnisse des amerikanischen Mädchens Atalanta schildert, das durch ihre Kräfte, ihre körperlichen Fähigkeiten, ihr Vermögen und ihre Macht berühmt geworden ist und die Welt in Staunen versetzt hat. Übersetzt aus dem Deutschen von Aʻvānzāde M. Süleymān und S. Ferīd.]
Der-i seʻādet-Ġalaṭa [Istanbul, Galata], Lūsīn Maṭbaʻasi [Druckerei Lüsyen], 1330 [d. i. 1911/12 (hier: Dezember 1911)]
Broschur; 4º; 960 Seiten, illustriert.

Auf dem Titelverso findet sich eine Vorbemerkung des Übersetzers, in welcher dieser daran erinnert, dass sein Verlag bereits zwei Romane veröffentlicht hat, die einen guten Anklang beim Lesepublikum gefunden hätten. Nach diesem Erfolg habe er sein Verlagshaus ausgebaut, gute Übersetzer gefunden und lege den Lesern nun einen neuen Roman vor, der in einem neuartigen Stil verfasst sei und mehrmals in Europa und Amerika verlegt worden sei. Der ruhmreiche Autor des Romans habe eine wahrlich große Meisterschaft gezeigt, die Handlung nicht ausschließlich in Amerika angelegt und auch Japaner und Chinesen auftreten lassen, was seinen Inhalt noch interessanter mache. Zum Schluss gibt er seiner Hoffnung Ausdruck, dass der neue Roman auf das gleiche Interesse bei den Lesern stoßen möge wie die beiden vorherigen.

 

Robert Kraft in der Tschechoslowakei/in Tschechien

Die nachfolgenden bibliografischen Informationen und Abbildungen wurden freund­li­cher­wei­se von Peter Richter zur Verfügung gestellt:

Nobody1-T
Nobody1-E

Princ z neznáma
[Autorisierte Übersetzung von Karel Čvančara. Illustriert von Jiří Wowk.]
(= Nobody )
Praha, Nakladatelství Toužimský a Moravec, 1935
Illustrierte Leinwand mit illustriertem Schutzumschlag (nach Zdeněk Burian; 8º; 411 (1) Seiten.

Seite 411 mit Hinweis auf den nächsten Band „Pán poušte“, der aber unter dem Titel „Pán země“ realisiert wurde.
Es existierten verschiedene Aufbindungen, so mit weißen/beigen Vorsatzpapieren wie auch mit ornamentierten Vorsatzpapieren (grün-weißes florales Motiv auf schwarzem Grund).

Nobody2-T
Nobody2-E
Nobody2-SU

Pán Země
[Autorisierte Übersetzung von Karel Čvančara. Illustriert von Jiří Wowk.]
(= Nobody ⚹ ⚹)
Praha, Nakladatelství Toužimský a Moravec, 1935
Illustrierte Leinwand mit illustriertem Schutzumschlag (nach Zdeněk Burian; 8º; 380 Seiten.
Alternativ: Illustrierte Halbleinwand mit hellblauem Rücken (ohne Sterne).

Auf Seite 380 Hinweis auf den nächsten Band mit dem geplanten und auch rea­lisierten Titel „Indián Bill“.
Es existierten verschiedene Aufbindungen, so mit weißen/beigen Vorsatzpapieren wie auch mit ornamentierten Vorsatzpapieren (grün-weißes florales Motiv auf schwarzem Grund).
Darüberhinaus ist eine Einbanddecke nachweisbar, auf der als Titel auf dem Rücken nicht tschechisch „Pán Země“, sondern slowakisch „Pán Zemne“ in Gold geprägt ist.
Auf dem farbigen Schutzumschlag mit Titelbildmotiv von Zdeněk Burian werden auf der vorderen Umschlagklappe die geplanten sechs Buchtitel der Nobody-Reihe benannt. Dabei waren die Bände V und VI noch mit anderen Titeln geplant als letztendlich verwirklicht: Díl V. Zlatá hruza — Díl VI. V ríši spící smrti.
Hintere Umschlagseite mit illustrierter Werbung für Karl Mays (rückübersetzt) „Deutsche Herzen, deutsche Helden“ mit den Teilbänden „Der Derwisch“, „Die Königin der Wüste“, „Die Rose des Urwaldes“, „Das Tal des Todes“ und „Der Zobeljäger“ sowie mit (beim vorliegenden Exemplar gestrichenen) Preis­angaben für Robert Kraft: Broschiert Kč 22.–, gebunden Kč 30.–, Einbanddecke Kč 6.–.
Hintere Umschlagklappe mit Werbung für John Retcliffes Krimkrieg-Serie.

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Nobody3-E
Nobody3-SU

Indián Bill
[Autorisierte Übersetzung von Karel Čvančara. Illustriert von Jiří Wowk.]
(= Nobody )
Praha, Nakladatelství Toužimský a Moravec, 1936
Illustrierte Leinwand mit illustriertem Schutzumschlag (nach Zdeněk Burian; 8º; 385 (3) Seiten.
Alternativ in Lieferungen (1935–1936).

Auf Seite 386 (unpaginiert) Hinweis auf den nächsten Band mit dem realisierten Titel „Nobody v serailu“.
Auf dem farbigen Schutzumschlag mit Titelbildmotiv von Zdeněk Burian werden auf der vorderen Umschlagklappe die geplanten sechs Buchtitel der Nobody-Reihe benannt. Dabei waren die Bände V und VI mit neuen geplanten Titeln verzeichnet, die wieder nicht realisiert wurden: Díl V. Ostrov spící smrti — Díl VI. Ararat.
Hintere Umschlagseite mit illustrierter Werbung für Karl Mays (rückübersetzt) „Am Rio de la Plata“/„In den Kordilleren“ und mit Preisangaben für Robert Kraft: Bro­schiert Kč 22.–, gebun­den Kč 30.–, Einbanddecke Kč 6.–.
Hintere Umschlagklappe mit Werbung für John Retcliffes Krimkrieg-Serie.

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Nobody4-T
Nobody4-E
Nobody4-SU

Nobody v serailu
[Autorisierte Übersetzung von Karel Čvančara. Illustriert von Jiří Wowk.]
(= Nobody )
Praha, Nakladatelství Toužimský a Moravec, 1936
Illustrierte Leinwand mit illustriertem Schutzumschlag (nach Zdeněk Burian; 8º; 400 Seiten.
Alternativ: Halbleinenausgabe mit hellblauem Rücken ohne Angabe der Stern­zählung.

Auf Seite 400 Hinweis auf den nächsten Band mit dem geplanten und auch realisierten Titel „Nobody stíhá Nobodyho“.
Es existierten verschiedene Aufbindungen, so mit weißen/beigen Vorsatzpapieren wie auch mit ornamentierten Vorsatzpapieren (grün-weißes florales Motiv auf schwarzem Grund).
Das überlieferte Belegstück verfügt über einen Schutzumschlag, der eigentlich zum Band 3 gehört und bei dem der vierte Stern auf dem Rücken manuell nachgesetzt wurde.

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Nobody5-E
Nobody5-SU

Nobody stíhá Nobodyho
[Autorisierte Übersetzung von Karel Čvančara. Illustriert von Jiří Wowk.]
(= Nobody )
Praha, Nakladatelství Toužimský a Moravec, 1936
Illustrierte Leinwand mit illustriertem Schutzumschlag (nach Zdeněk Burian; 8º; 387 (1) Seiten.

Auf Seite 388 (unpaginiert) Hinweis auf den nächsten Band mit dem geplanten und auch realisierten Titel „Ukradená Niagara.“.
Es existierten verschiedene Aufbindungen, so mit weißen/beigen Vorsatzpapieren wie auch mit ornamentierten Vorsatzpapieren (grün-weißes florales Motiv auf schwarzem Grund).
Nachweisbar ist so auch eine Ganzleinenausgabe mit gröberem bzw. stärker strukturiertem Leinen!
Auf dem farbigen Schutzumschlag mit Titelbildmotiv von Zdeněk Burian werden auf der vorderen Umschlagklappe die geplanten sechs Buchtitel der Nobody-Reihe benannt. Die Bände V und VI erscheinen hier erstmals mit den realisierten Titeln: Díl V. Nobody stíhá Nobodyho — Díl VI. Ukradená Niagara.
Hintere Umschlagseite mit illustrierter Werbung für Karl Mays (rückübersetzt) „Am Rio de la Plata“/„In den Kordilleren“ und mit Preisangaben für Robert Kraft: Bro­schiert Kč 22.–, gebun­den Kč 30.–, Einbanddecke Kč 6.–.
Hintere Umschlagklappe mit Werbung für eine dreibändige Max Brand-Ausgabe.

Nobody6-T
Nobody6-E
Nobody6-SU

Ukradená Niagara
[Autorisierte Übersetzung von Karel Čvančara. Illustriert von Jiří Wowk.]
(= Nobody )
Praha, Nakladatelství Toužimský a Moravec, 1937
Illustrierte Leinwand mit illustriertem Schutzumschlag (nach Zdeněk Burian; 8º; 393 (3) Seiten.

Es existierten verschiedene Aufbindungen, so mit weißen/beigen Vorsatzpapieren wie auch mit ornamentierten Vorsatzpapieren (grün-weißes florales Motiv auf schwarzem Grund).
Nachweisbar ist so auch eine Ganzleinenausgabe mit gröberem bzw. stärker strukturiertem Leinen!
Auf dem farbigen Schutzumschlag mit Titelbildmotiv von Zdeněk Burian werden auf der vorderen Umschlagklappe die sechs Titel der Nobody-Reihe benannt.
Hintere Umschlagseite mit illustrierter Werbung für Karl Mays (rückübersetzt) „Am Rio de la Plata“/„In den Kordilleren“ und mit Preisangaben für Robert Kraft: Bro­schiert Kč 22.–, gebun­den Kč 30.–, Einbanddecke Kč 6.–.
Hintere Umschlagklappe mit Werbung für eine dreibändige Max Brand-Ausgabe.

Sturmbraut Titelblatt

Sargasové peklo
Z německého orig. přel. a upravila Ilona Boská. Il. Jiří Hanuš
(= Karavana 72)
Praha, Albatros, 1974
4º; 63 (1) Seiten
[= Wir Seezigeuner Band 1: Die Sturmbraut]

Nobody1977-U
Nobody1977-TA

Nobody – muž z Neznáma
Z něm. orig. Detektiv Nobody, Erlebnisse und Reiseabenteuer vybrala, přel. a upravila Jana Hošková. Il. Zdeněk Burian]
(= Karavana 108)
Praha, Albatros, 1977
4º; 79 (1) Seiten.

Sturmbraut Titelblatt

Sargasové peklo
Adaptation: Ilona Borská, Ivo Štuka. Vyd. v Olympii 1
(= Dobrodružný svět 1)
Praha, Olympia, 1993
Gr.-8º; 103 (1) Seiten

Nobody 1 Titelblatt Nobody 1 Umschlag

Nobody – muž z Neznáma
Ilustrace Zdeněk Burian
(= Dálky sv. 4)
Praha, Magnet-Press, 1992
Broschur; Gr.-8º; 66 (2) Seiten

Nobody 2 Titelblatt Nobody 2 Umschlag

Nobody [svazek 2] Tajemny muž
Ilustrace J[iří] Wowk
(= Dálky sv. 2)
Praha, Ostrov, 1992
Broschur; Gr.-8º; 64 Seiten

Nobody 3 Titelblatt Nobody 3 Umschlag

Nobody [svazek 3] Pán pouště
Ilustrace Jiří Wowk
(= Dálky sv. ?)
Praha, Ostrov, 1992
Broschur; Gr.-8º; 63 (1) Seiten

Nobody 4 Titelblatt Nobody 4 Umschlag

Nobody [svazek 4] Dračí jezero
Ilustrace Jiří Wowk · [Záhada zlaté mumie]
(= Dálky)
Praha, Ostrov, 1993
Broschur; Gr.-8º; 67 (1) Seiten

Nobody 5 Titelblatt Nobody 5 Umschlag

Nobody [svazek 5] Indian Bill
Ilustrace Jiří Wowk · [Záhada zlaté mumie]
(= Dálky) [Mit einer herausnehmenbaren Beilage (übersetzt):
„Fischer zeichnet, Foglar schreibt oder Das Malergeheimnis“]
Praha, Ostrov, 1993
Broschur; Gr.-8º; 55, 21 Seiten

Nobody 6 Titelblatt Nobody 6 Umschlag

Nobody [svazek 6] Vyznavač ohně
Ilustrace Jiří Wowk · [Tajemství karty smrti]
(= Dálky)
Praha, Ostrov, 1993
Broschur; Gr.-8º; 64 Seiten

Nobody 7 Titelblatt Nobody 7 Umschlag

Nobody [svazek 7] Záhada serailu
Ilustrace Jiří Wowk · [Přísrak v sultánově harému]
(= Dálky)
Praha, Ostrov, 1993
Broschur; Gr.-8º; 71 (1) Seiten

Nobody 8 Titelblatt Nobody 8 Umschlag

Nobody [svazek 8] Ostrov smrti
Ilustrace Jiří Wowk · [Případ krutých vražd]
(= Dálky)
Praha, Ostrov, 1993
Broschur; Gr.-8º; 62 (2) Seiten

Nobody 9 Titelblatt Nobody 9 Umschlag

Nobody [svazek 9] Kaňon duchů
Ilustrace Jiří Wowk · [Výprava za pokladem inků]
(= Dálky)
Praha, Ostrov, 1994
Broschur; Gr.-8º; 58 (6) Seiten

Nobody 10 Titelblatt Nobody 10 Umschlag

Nobody [svazek 10] Ďábelský dvojník
Ilustrace Jiří Wowk · [Tajuplná indiánka a veliký zabíječ]
(= Dálky 10)
Praha, Ostrov, 1994
Broschur; Gr.-8º; 60 (4) Seiten

Nobody 11 Titelblatt Nobody 11 Umschlag

Nobody [svazek 11] Ukradená Niagara
Ilustrace Jiří Wowk · [Honba za netvorem z džungle]
(= Dálky 11)
Praha, Ostrov, 1994
Broschur; Gr.-8º; 63 (1) Seiten

Nobody 12 Titelblatt Nobody 12 Umschlag

Nobody [svazek 11] Lovci diamantů
Ilustrace Jiří Wowk · [Bílý beduín a zloděj očí]
(= Dálky 12)
Praha, Ostrov, 1995
Broschur; Gr.-8º; 63 (1) Seiten

Nobody 1

Nobody [díl 1] Princ z neznáma
Ilustroval Jiří Wowk
Brno, Návrat, 1994
Pappband; 8º; 377 Seiten

Nobody [díl 2] Pán země
Ilustroval Jiří Wowk
Brno, Návrat, 1994
Pappband; 8º; 352 Seiten

Nobody 3

Nobody [díl 3] Indián Bill
Ilustroval Jiří Wowk
Brno, Návrat, 1994
Pappband; 8º; 363 Seiten

Nobody [díl 4] Nobody v serailu
Ilustroval Jiří Wowk
Brno, Návrat, 1994
Pappband; 8º; 378 Seiten

Nobody [díl 5] Nobody stíhá Nobodyho
Ilustroval Jiří Wowk
Brno, Návrat, 1994
Pappband; 8º; 368 Seiten

Nobody [díl 6] Ukradená Niagara
Ilustroval Jiří Wowk
Brno, Návrat, 1994
Pappband; 8º; 362 Seiten

Nobody [díl 7] Návrat Nobodyho
Brno, Návrat, 1996
Pappband; 8º; 312 Seiten

Nobody [díl 8] V síti záhad
Brno, Návrat, 1996
Pappband; 8º; 304 Seiten

Nobody [díl 9] Krajiny zázraků
Ilustrace Josef Pospíchal
Brno, Návrat, 1996
Pappband; 8º; 312 Seiten

Nobody [díl 10] Princ z Monte Carla
Ilustrace Josef Pospíchal
Brno, Návrat, 1997
Pappband; 8º; 274 Seiten

Nobody [díl 11] Osudová dramata
Ilustrace Josef Pospíchal
Brno, Návrat, 1997
Pappband; 8º; 278 Seiten

Nobody [díl 12] Na stopě zločinu
Ilustrace Josef Pospíchal
Brno, Návrat, 1998
Pappband; 8º; 264 Seiten

Nobody [díl 13] Labyrint skrytého zla
Ilustroval Josef Pospíchal
Brno, Návrat, 1998
Pappband; 8º; 280 Seiten

Nobody [díl 14] Dobrodruh mnoha proměn
Ilustroval Josef Pospíchal
Brno, Návrat, 1998
Pappband; 8º; 280 Seiten

Nobody 15

Nobody [díl 15] Nobody ve finále
Ilustroval Josef Pospíchal
Brno, Návrat, 1998
Pappband; 8º; 277 Seiten

Kaiserkrone 1

Indická koruna [díl 1] Obet zlých sil
Ilustroval Josef Pospíchal
Brno, Návrat, 1999
Pappband; 8º; 251 Seiten

Indická koruna [díl 2] Úklady a msta
Ilustroval Josef Pospíchal
Brno, Návrat, 2000
Pappband; 8º; 235 Seiten

Nibelungen 1

Niebelungové [díl 1] Zlatá loď
Ilustroval Josef Pospíchal
(= Dobrodružství z celého světa ; sv. 1)
Brno, Návrat, 1996
Pappband; 8º; 289 Seiten

Nibelungen 2

Niebelungové [díl 2] Vzestup a pád
Ilustroval Josef Pospíchal
(= Dobrodružství z celého světa ; sv. 2)
Brno, Návrat, 1997
Pappband; 8º; 281 Seiten

Nihilit

Expedice Nihilit
(= Dobrodružství z celého světa ; sv. 3)
Brno, Návrat, 1997
Pappband; 8º; 265 Seiten

Abenteuer1

Oči Sfingy [díl 1] Na mori
(= Dobrodružství z celého světa ; sv. 4)
Brno, Návrat, 1997
Pappband; 8º; 237 Seiten

Nibelungen 2

Oči Sfingy [díl 2] Konec výpravy
(= Dobrodružství z celého světa ; sv. 5)
Brno, Návrat, 1998
Pappband; 8º; 242 Seiten

König

Oči Sfingy [díl 3] Kdybych byl králem
(= Dobrodružství z celého světa ; sv. 6)
Brno, Návrat, 1999
Pappband; 8º; 203 Seiten